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01. März 2018   Aktuelles - Jugendhilfeausschuss
Es ist an der Zeit!

DIE LINKE Mönchengladbach fordert im kommenden Ratszug eine Freizeiteinrichtung für queere Kinder und Jugendliche. Nach statistischen Schätzungen kann diese Einrichtung Heimat und Orientierung für ca. 2100 junge Mönchengladbacher*Innen sein.

Längst überfällig, nennt Torben Schultz Fraktionsvorsitzender der Partei DIE LINKE diesen Antrag und führt an, dass es fast entlarvend für eine moderne Stadtplanung wäre, die einzige größere Kommune im Umkreis ohne ein derartiges Angebot zu sein. Nach Beratungen mit Fachverbänden und Gesprächen mit jungen Menschen wurde innerhalb der Fraktion sehr schnell deutlich wie schwer es auch 2018 noch ist, sich selber angstfrei entdecken zu können. Nach aktuellen Jugendsurveys gibt es zwar mittlerweile eine deutlich höher formulierte Akzeptanz queerer Menschen in unserer Gesellschaft, allerdings bleibt diese meist ohne praktische Folgen. Die Abwertung queerer Identitäten gehört immer noch zu den beliebtesten Beschimpfungen auf den Schulhöfen, den Jugendzentren und anderen Treffpunkten. Für junge Menschen in der Pubertät, einer der kritischsten Entwicklungsphasen einer gesunden Persönlichkeit, ist dieser Zustand eine enorme Belastung und Herausforderung. Die Entscheidung zu sich selber ist damit meist verbunden, sich zu einer abgewerteten gesellschaftlichen Gruppe bekennen zu müssen. Ein unhaltbarer und massiv belastender Zustand in einer modernen Gesellschaft, so Schultz.

Sebastian Merkens, Mitglied im Jugendhilfeausschuss, verweist auf den deutlich erhöhten Anteil queerer Menschen bei psychischen Erkrankungen wie schweren Depressionen und Angstneurosen oder eine erhöhte Affinität zur Nikotinabhängigkeit und anderen Süchten. Nicht ohne Grund gäbe es ein zehnfach erhöhtes Suizidrisiko bei queeren Kindern und Jugendlichen, so der jugendpolitische Sprecher der Fraktion. Der Weg zu einer gesunden erwachsenen Persönlichkeit ist in den Jugendzeiten schon gefährdet, wenn man gezwungen ist nicht dazu gehören zu können. Queere Menschen erleben in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit mindestens einen Bruch. Anders als ihre heterosexuellen Altersgenossen müssen sie sich auf einmal der Erkenntnis stellen von vielem ausgeschlossen zu sein. Die Erkenntnis der eigenen Identität führt häufig zu einem Verlust von Heimat und Bezugsgruppen. Sich dieser Realität stellend, führen diese jungen Menschen ein Doppelleben, welches sie oft an den Rand des Zerreisens führt. In dieser Entwicklungsphase kann ein sicherer Ort, wie das von der Fraktion geforderte Freizeitzentrum, Orientierung und Unterstützung bieten.

Das Gefühl, das erste Mal einen Freiraum zu haben, an dem man vollständig normal ist und sich nicht erklären muss, ist unbeschreiblich und mutmachend, so Merkens. Die bloße Existenz eines solchen Ortes kann für alle ein deutliches und positives Zeichen sein. Mönchengladbach braucht einen solchen Ort, um allen Kindern individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.


Hier der Antrag queeres Jugendcentrum als PDF.


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