08. September 2010   Aktuelles - Allgemeines
Falscher Platz für falsch verstandenes Erbe

Die Stadt und die Ratsmehrheit der Ampel-Kooperation wollen zusammen mit dem Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge eine der letzten acht JU 52, bekannt als "Tante JU" nach Mönchengladbach holen. Dabei soll die JU 52 im Rahmen einer dauerhaften Ausstellung Mittelpunkt für ein Vermarktungs- und Eventkonzept werden. Auch wenn noch keine Entscheidung über den Standort gefällt wurde, ist deutlich geworden, dass dies der Rheydter Marktplatz sein wird. Ideengeber des Vorhabens war die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt (WFMG), der größte Teil der Finanzierung soll aus dem Projekttopf "Erlebnis.NRW" des Landes kommen. DIE LINKE Mönchengladbach lehnt diese Planungen ab. "Für uns wird hier für ein falsch verstandenes Erbe von Hugo Junkers am falschen Platz ein falsches Projekt geplant". erklärt Martin Selt, Mitglied im Planungs- und Bauausschuss.

Bei den Vorentwürfen zur Platzumgestaltung des Rheydter Markts wurde bereits über die Fläche zwischen Rathaus und Kirche gesprochen. Für DIE LINKE ist klar, dass die Kirche weiterhin ihr Alleinstellungsmerkmal behalten muss, um zu wirken. "Wenn wir die Fläche verbauen, engen wir den Platz unnötig ein. Hier würde sich eine Grünanlage viel besser machen. Auf alle Fälle dürfen die historischen Gebäude Rathaus und Kirche nicht mit einem modernen Eventpalast in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden", erklärt Martin Selt weiter, "Unserer Meinung nach werden diese Planungen, mit starker Gewichtung auf den Unterhaltungscharakter, der mutigen Person Hugo Junkers nicht gerecht. Wird hier sein technisch brillantes Erbe ein zweites Mal missbraucht?"

DIE LINKE Mönchengladbach weißt darauf hin, dass Hugo Junkers genug Rückgrat hatte, um nicht mit den Nationalsozialisten zusammen zu arbeiten. Daraufhin wurde er 1933 enteignet und erhielt Stadtverbot für Dessau. Die JU 52 wurde auf Initiative der Nazis zu einem Stützpfeiler für die Lufthansa. Doch die eigentlich "zivile" Luftfahrtgesellschaft Lufthansa war im 2. Weltkrieg im Wesentlichen für die Instandhaltung der Luftwaffe zuständig. "Gegen Hugo Junkers Willen wurde so seine Erfindung von einem System vereinnahmt, dass er ablehnte", so Martin Selt, "Das war der erste Missbrauch seines Erbes. Und wir wissen nicht mal, ob die JU 52 ohne diesen Missbrauch je diese Bedeutung bekommen hätte."

Wichtiger ist es für DIE LINKE, der Jugend aufzuzeigen wie der Widerstand gegen die Nazidiktatur auch auf der Ebene der Industriellen möglich gewesen wäre. Die Großindustriellen und Bankiers wie Krupp, Stinnes und Abs haben das Nazi-Regime gestützt und mit den Verbrechen der Nazis Profite gemacht. "Wenn wir jetzt die JU 52 als Marketing-Gag aufstellen, dann haben wir genau diesen falschen Blick", so Martin Selt.

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